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Ortsgeschichte

Ortsgeschichte #6: Pregartner Zunft der Weber

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1578 schlossen sich die über das ganze Land ob der Enns verstreuten Zünfte der Leinwandweber zusammen. Diesem Zunftverband gehörten 21 Weberorte an. Zwischen 1578 und 1628 schloss sich auch die Pregartner Zunft der Leinwandweber dem Landesverband an. In der Pregartner Zunft durften je Betrieb höchstens drei Webstühle betrieben werden. Erst ab 1769 waren beliebig viele Stühle erlaubt und 1773 fiel auch die Beschränkung in der Beschäftigung von Hilfskräften. Im Zunftbuch von 1796 scheinen in Pregarten 85 Weber auf.

Auf den Webstühlen wurden die verschiedensten Sorten Leinwand, Gradl, Zwilch und Barchent hergestellt. Auch Garn und Zwirn wurde gesponnen. Das fertig hergerichtete „Haar“ bzw. die fertig gewobene Ware wurde danach zum „Blaicher“ gebracht. Die Weberware hatte noch farbige Restsubstanzen aus der Faserfertigung. Um den „reinen“ Eindruck zu erreichen, wurden Wäschestücke an den Flusswiesen (Rasenbleiche) ausgelegt. Die „Blaichwiese“ von Pregarten lag oberhalb der Hammerschmiede im Feldaisttal. Die Gewebe wurden im Wechsel mit saurer Milch und dem Extrakt von Holzasche (Pottasche) benetzt. Die unter dem Einfluss von Licht und Luftsauerstoff gebildeten Peroxide verursachten den Bleicheffekt. Die Behandlung bis zum gewünschten Weißgrad konnte mitunter Wochen dauern.

Als Händler der Fertigware nennt der Chronist Lorenz Hirsch die Familien Rittmannsberger und Strasser. Webereiprodukte aus Pregarten gelangten nicht nur zum Linzer Bartholomäusmarkt, sondern auch nach Wien und Südtirol.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Webstuhl zunehmend automatisiert und schließlich im Zuge der Industrierevolution durch die Webmaschine ersetzt. Der erste elektrische Antrieb für einen mechanischen Webstuhl wurde 1879 von Werner von Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts ging die Handweberei mehr und mehr zurück — als rentabel erwies sich nur mehr der Handel, der Erzeuger selbst arbeitete um einen Hungerlohn. Nachdem es in Pregarten um 1850 nur mehr 12 Markmeister und ungefähr genau so viele Gäumeister gab, wurde keine Zunftversammlung mehr abgehalten. Die traditionsreiche Innung wurde in Pregarten um 1860 aufgelöst. Das Ende eines früher sehr verbreiteten Handwerks brachte viele Weber um ihre Existenz.

Ortsgeschichte #5: Die Steingutfabrik

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Die „Erste OÖ Steingutfabrik in Prägarten“, war von 1905 bis zur Stilllegung des Betriebes im Jahre 1924 im heutigen Kulturhaus Bruckmühle ansässig. Das Lohnbuch verzeichnet im Laufe dieser Jahre rund 700 Arbeitnehmer aus fast allen heutigen österreichischen Bundesländern weiters aus den damaligen Kronländern sowie aus Deutschland und Holland, die mit der Herstellung von „Luxus- und Gebrauchsgeschirr“ beschäftigt waren. 1911 arbeitete hier ein Weltenbummler als Modelleur – er kam aus Port of Spain der heutigen Hauptstadt von Trinidad und Tobago in der östlichen Karibik.

Für die Firmengründung der „Ersten Oberösterreichischen Steingutfabrik K. B. Greiner & Co.“ waren neben der günstigen Verkehrslage durch die bereits 1872 vollendete Eisenbahnlinie Linz-Budweis, die Wasserkraft der Feldaist sowie die nahen Rohstoffvorkommen – Kaolin aus dem südlich von Tragwein gelegenen Bergbau Kriechbaum, Ton und Sand – ausschlaggebend. Als Brennmaterial wurde Kohle für den Brennofen hauptsächlich aus Tschechien eingeführt.

Franz König, ehemals wohnhaft auf der Zainze, berichtet als Augenzeuge: „In Zeiten großer Nachfrage waren in der Steingutfabrik bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Teil der Produktion ging, mit den entsprechenden fremdsprachigen Aufschriften versehen, in die Kronländer der Monarchie und nach England. Zur Taktik der Firma gehörte es, Erzeugungskampagnen zu fahren, die vorhandenen Lagerräume mit Erzeugnissen zu füllen, den Abverkauf abzuwarten und dann die Produktion wieder aufzunehmen. In dieser Zeit war das meiste Personal wieder arbeitslos. Als Facharbeiter galten die Dreher, die Brenner und die Maler. Beim Gießverfahren wurden die oft auch mehrteiligen Formen zusammengebunden und die so entstandenen Hohlräume mit aufbereitetem Steingut, welches in Butten am Rücken herangetragen worden war, ausgefüllt. Die zähflüssige Masse verblieb ungefähr 15 Minuten in der Form. Während dieser Zeit entzog der Gipsmantel dem Füllgut bereits so viel Wasser, dass sich eine millimeterstarke erhärtete Gefäßwand bilden konnte. Die verbleibende noch flüssige Masse wurde sodann ausgeleert und das so gewonnene Gefäß wurde zum Trocknen aufgestellt und anschließend dem Brennofen zugeführt. Henkel wurden händisch angefügt. Bemalung und Glasur trugen zur Vollendung bei“.

Das Erzeugungsprogramm umfasste neben Tafelgeschirr samt Blumenvase diverse „Haushaltsgarnituren“ bestehend aus Lebensmittel- und Gewürztonnen, Essig- und Ölkaraffen, Krüge, Salz- und Mehlbehälter, ergänzt durch Nudelroller, Notiztafel, Waschgarnituren bis hin zur Küchenuhr. Die Dekore trugen Namen wie „Elisabeth“, „Maria Theresia“ oder „Margarita“ mit Margeritenblumen, „Delft“ mit Windmühlen und „Zwiebel“ mit blauem Zwiebelmuster. Weitere Dekore mit Kleeblatt oder geometrischen Mustern erhielten Nummern als nähere Bezeichnung. Ebenso waren die dazu gehörenden Étagèren und Nudelrollerhalter aus Holz im Angebot. Als Firmenzeichen galten drei gefiederte Pfeile als Blindmarke oder Stempel. In der Endzeit trugen die Erzeugnisse das in sich verschlungene Monogramm „RG (Rudolfo di Giorgio) PRÄGARTEN/AUSTRIA“. Nur wenige Stücke aus dieser Produktion haben sich mit der entsprechenden Marke erhalten. Gelegentlich findet sich nur der bloße Aufdruck „PRÄGARTEN“. Charakteristisch für das Pregartner Steingut ist die überwiegende Verwendung von weiß brennendem Ton. Mit Hilfe von Scherben lassen sich auch nicht signierte Stücke als „Pregartner Erzeugnisse“ bestätigen.

Ortsgeschichte #4: Das Lehnerhaus

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Das „Bäckenhaus“ in Pregarten Nr. 11, heute Stadtplatz 13, EZ 12, KG Pregarten, gehörte bis zur Auflösung der Grundherrschaften zur Herrschaft Freistadt zu Haus (tom II, fol. 12), hatte ein ganzes Burgrecht und zur Liegenschaft gehörten im Jahr 1790 Grundstücke im Ausmaß von 7½ Joch.

Die Bausubstanz reicht in das Hochmittelalter zurück. Der Erstbau erfolgte vor 1230 und gehörte zu den 24 Hofstätten, die im Babenberger Urbar (1230–1240: „De 24 areis in Pregarten 3 tal.“) und später zu den 40 Hofstätten die im Ottokarischen Urbar (1251–1276: „Item de foro in Pregarten 5 tal.“) genannt werden. Die Hofstätte wurde in den Jahren 1422, 1468, 1540, 1626, 1638 und am 4. Juli 1730 durch Brand zerstört.

Das Haus war über drei Jahrhunderte hindurch Bäckerei und großteils im Besitz der Familie Schönbeck. Die Schönbecks finden wir im Markt Pregarten über Jahrhunderte auch als Schneider, Färber, Müller und Hammerschmiede.

In diesem Haus befindet sich heute das Heimatmuseum.

Ortsgeschichte #3: Das Wappen

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Das noch auf eine altslawische Bezeichnung zurückgehende Pregarten führt ab der ersten Hälfte des 16. Jh. ein Marktwappen im Siegel, welches nachweislich das erste Mal auf einem Mautbestandsbrief vom 1. Jänner 1561 aufscheint und die Jahreszahl 1540 trägt, was aber durchaus bedeuten kann, dass das Marktwappen bereits früher existierte, da durch einige Marktbrände ältere Urkunden und Dokumente verkamen: Auf grünem Boden (Schildfuß) erheben sich drei rote Kugeln mit durchkreuzten Pfeilspitzen, die auch schon manchmal als gestängelte Rosen oder gefiederte Pfeile gedeutet und umgestaltet wurden.

Am ähnlichsten ist den drei roten Spitzen noch das alte Alchemistenzeichen für Eisensafran. Hinweise für spätmittelalterliche Eisenverarbeitung in Pregarten gibt es jedoch nicht. Eine weitere Deutung sieht in den drei Symbolen Webstühle. Pregarten war bedeutender Weberort, die ansässigen Meister durften je höchstens drei Webstühle betreiben. Jedenfalls besitzt Pregarten in seinem Wappen ein unverwechselbares Zeichen, nicht unähnlich einem Zaun, das vielleicht doch noch als sprechendes Wappen die Bedeutung Pregarten von „pregrada“ — umfriedeter, geschützter Platz — darstellen soll. Auszuschließen ist es nicht.

Ortsgeschichte #2: Bedeutung des Ortsnamens

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In der Bedeutungslehre ist nicht von dem seit Schwarz vertretenen Ansatz des slawischen prĕgradĕ „vor der Burg, Vorburg, Beiburg“ auszugehen, weil es hier nie eine Burg oder ein ansässiges mittelalterliches Adelsgeschlecht, für das man eine Burg annehmen könnte, gegeben hat. Auch der Ansicht von Julius Strnadt, dass der Ortsname vom gut 3 Kilometer entfernt liegenden Dorf „Pregartsdorf“ stammt kann nichts abgewonnen werden. Folgen wir den Ausführungen Strnadts und nehmen wir an, dass eigentlich Pregartsdorf das von Schwarz vertretene slawische prĕgradĕ „vor der Burg, Vorburg, Beiburg“ ist, so könnte man doch annehmen, dass die ca. 2 km in östlicher Richtung von Pregartsdorf entfernt liegende, heutige Ruine Reichenstein, der gesuchte Kristallisationspunkt, also die „Burg“ ist. Dies ist allerdings reine Spekulation, da Reichenstein selbst erst im Jahre 1230 in die geschriebene Geschichte eintritt und urkundliche Beweise für slawischen Ursprung fehlen.

prēgōa(d)n (Mundart)
pregrada (slawisch)
pergordā (urslawisch)
přehrada (tschechisch)
przegroda (altpolnisch)

Tatsächlich taucht der Ortsname Pregartsdorf erstmals in Urkunden des späten 18. Jahrhundert auf. Es handelt sich also um eine Bildung aus der Josephinischen Zeit. Vor dieser Zeit wurde Pregartsdorf in den alten Urkunden mit „Dorf“ bezeichnet. Vielmehr liegt für Pregarten das slawische pregrada (aus dem urslawischen pergordā; slowenisch pregrad(a) „Abzäunung, Umzäunung, Einfriedung“ sowie tschechisch přehrada und altpolnisch przegroda) zugrunde. Das Wort gehört zum slawischen Verbum graditi (in altkirchenslawisch graditi „bauen“, ograditi „umzäunen“; slowenisch graditi, tschechisch hraditi, obersorbisch wobhrodźić, niedersorbisch wobgroźiś „umzäunen, einfrieden“) und ist eine Ableitung des slawischen Wortes grada.

Dieses bedeutet zwar „Burg, Schloss, Stadt“ (slowenisch grad, tschechisch hrad, obersorbisch hród, niedersorbisch grod), doch ist von der ursprünglichen Bedeutung „Umzäunung, Einfriedung“ auszugehen, die durchaus auf den prähistorischen kultisch-rituellen Akt der Siedlungsgründung durch abgesteckte oder umgürtende Eingrenzung des Geländes Bezug nehmen kann. Die Bedeutung „umzäuntes, eingehegtes Grundstück“ liegt nicht nur dem Ortsnamen Pregarten, sondern auch dem in Oberösterreich gebräuchlichen gleichlautenden mundartlich Appellativ zugrunde, das den vor dem Haus liegenden eingezäunten Gemüse- und Küchengarten bezeichnet, der sonst meist Point (von bairisch-mittelhochdeutsch piunte „eingehegtes, dem Anbau vorbehaltenes Grundstück“) heißt.

Der Ortsname hat nichts zu tun mit dem ebenfalls mundartlich pre lautenden Adverb und Substantiv in der Bedeutung „voran“ bzw. „Vorrang“ von lateinisch prae „vor, voraus“, das das Wörterbuch der Bairischen Mundarten in Österreich, Band 3, Spalte 798, wohl auch in Pregarten als „Vorgarten“ sehen möchte. Pregarten kommt in Oberösterreich mehrfach als Flurname vor, unter anderen in der Nachbargemeinde Hagenberg (OÖ Landesarchiv, Flurnamensammlung). Bei der Eindeutschung von slawisch pregrada wurde das Zweitglied durch das lautähnliche und bedeutungsgleiche althochdeutsche garto (mittelhochdeutsch garte „Garten“) volkssprachlich ersetzt.

Im Dezember 1910 berichtet Lorenz Hirsch im „Greiner Wochenblatt“ Nr. 50, Druck und Verlag von J. M. Hiebl in Grein, über die Schreibweise von Pre(ä)garten.

Ortsgeschichte #1: Die Stadtgemeinde Pregarten

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Pregarten liegt auf 425 m Höhe im unteren Mühlviertel und gehört zum politischen Bezirk Freistadt, grenzt im Norden an die Gemeinden Neumarkt im Mühlkreis, Kefermarkt und Gutau, im Osten an die Gemeinde Tragwein, im Süden an die Gemeinde Ried in der Riedmark und im Westen an die Gemeinden Wartberg ob der Aist und Hagenberg im Mühlkreis. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 10,8 km und von West nach Ost 5 km. Die Gesamtfläche beträgt 27,7 km². 22% der Fläche sind bewaldet und 68% der Fläche landwirtschaftlich genutzt.

Das Zentrum der Stadtgemeinde liegt auf einer Anhöhe am Ostufer der Feldaist. Das Stadtgemeindegebiet umfasst folgende Ortsteile: Aist, Burbach, Gmeinerhof, Greising, Greisingberg, Grünbichl, Halmenberg, Kranzlgarten, Kriechmayrdorf, Meitschenhof, Netzberg, Pregarten, Pregartsdorf, Reichenstein, Selker, Silberbach, Wörgersdorf und Zainze.

Geographisch gesehen liegt Pregarten in der sogenannten Feldaistsenke. Darunter ist nicht das Aisttal zu verstehen, sondern die breite Senke, die an der Donau gegenüber der Traun- und Ennsmündung beginnt, über Pregarten—Kefermarkt—Freistadt führt, am Kerschbaumersattel den höchsten Punkt in Oberösterreich erreicht, sich dann hinab zur Maltsch senkt und gegen die Moldau hin verbreitert. Die Feldaistsenke bietet von alters her die natürlichste Verkehrsfurche vom Endpunkt der Salz- und Eisenstraße im Raume von Raffelstetten-Lorch in der Donauebene durch die südböhmische Pforte hin zur Moldau. Die kaum 50 Kilometer lange Wegstrecke zwischen Donau und Kerschbaumersattel hat nur rund 450 Höhenmeter zu überwinden. Durch die Feldaistsenke führt die kürzeste Verbindung von der Adria nach Böhmen.