Ortsgeschichte #5: Die Steingutfabrik

By 15. Juni 2010Ortsgeschichte

Die „Erste OÖ Steingutfabrik in Prägarten“, war von 1905 bis zur Stilllegung des Betriebes im Jahre 1924 im heutigen Kulturhaus Bruckmühle ansässig. Das Lohnbuch verzeichnet im Laufe dieser Jahre rund 700 Arbeitnehmer aus fast allen heutigen österreichischen Bundesländern weiters aus den damaligen Kronländern sowie aus Deutschland und Holland, die mit der Herstellung von „Luxus- und Gebrauchsgeschirr“ beschäftigt waren. 1911 arbeitete hier ein Weltenbummler als Modelleur – er kam aus Port of Spain der heutigen Hauptstadt von Trinidad und Tobago in der östlichen Karibik.

Für die Firmengründung der „Ersten Oberösterreichischen Steingutfabrik K. B. Greiner & Co.“ waren neben der günstigen Verkehrslage durch die bereits 1872 vollendete Eisenbahnlinie Linz-Budweis, die Wasserkraft der Feldaist sowie die nahen Rohstoffvorkommen – Kaolin aus dem südlich von Tragwein gelegenen Bergbau Kriechbaum, Ton und Sand – ausschlaggebend. Als Brennmaterial wurde Kohle für den Brennofen hauptsächlich aus Tschechien eingeführt.

Franz König, ehemals wohnhaft auf der Zainze, berichtet als Augenzeuge: „In Zeiten großer Nachfrage waren in der Steingutfabrik bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Teil der Produktion ging, mit den entsprechenden fremdsprachigen Aufschriften versehen, in die Kronländer der Monarchie und nach England. Zur Taktik der Firma gehörte es, Erzeugungskampagnen zu fahren, die vorhandenen Lagerräume mit Erzeugnissen zu füllen, den Abverkauf abzuwarten und dann die Produktion wieder aufzunehmen. In dieser Zeit war das meiste Personal wieder arbeitslos. Als Facharbeiter galten die Dreher, die Brenner und die Maler. Beim Gießverfahren wurden die oft auch mehrteiligen Formen zusammengebunden und die so entstandenen Hohlräume mit aufbereitetem Steingut, welches in Butten am Rücken herangetragen worden war, ausgefüllt. Die zähflüssige Masse verblieb ungefähr 15 Minuten in der Form. Während dieser Zeit entzog der Gipsmantel dem Füllgut bereits so viel Wasser, dass sich eine millimeterstarke erhärtete Gefäßwand bilden konnte. Die verbleibende noch flüssige Masse wurde sodann ausgeleert und das so gewonnene Gefäß wurde zum Trocknen aufgestellt und anschließend dem Brennofen zugeführt. Henkel wurden händisch angefügt. Bemalung und Glasur trugen zur Vollendung bei“.

Das Erzeugungsprogramm umfasste neben Tafelgeschirr samt Blumenvase diverse „Haushaltsgarnituren“ bestehend aus Lebensmittel- und Gewürztonnen, Essig- und Ölkaraffen, Krüge, Salz- und Mehlbehälter, ergänzt durch Nudelroller, Notiztafel, Waschgarnituren bis hin zur Küchenuhr. Die Dekore trugen Namen wie „Elisabeth“, „Maria Theresia“ oder „Margarita“ mit Margeritenblumen, „Delft“ mit Windmühlen und „Zwiebel“ mit blauem Zwiebelmuster. Weitere Dekore mit Kleeblatt oder geometrischen Mustern erhielten Nummern als nähere Bezeichnung. Ebenso waren die dazu gehörenden Étagèren und Nudelrollerhalter aus Holz im Angebot. Als Firmenzeichen galten drei gefiederte Pfeile als Blindmarke oder Stempel. In der Endzeit trugen die Erzeugnisse das in sich verschlungene Monogramm „RG (Rudolfo di Giorgio) PRÄGARTEN/AUSTRIA“. Nur wenige Stücke aus dieser Produktion haben sich mit der entsprechenden Marke erhalten. Gelegentlich findet sich nur der bloße Aufdruck „PRÄGARTEN“. Charakteristisch für das Pregartner Steingut ist die überwiegende Verwendung von weiß brennendem Ton. Mit Hilfe von Scherben lassen sich auch nicht signierte Stücke als „Pregartner Erzeugnisse“ bestätigen.

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