Ortsgeschichte #6: Pregartner Zunft der Weber

By 15. Juni 2010Ortsgeschichte

1578 schlossen sich die über das ganze Land ob der Enns verstreuten Zünfte der Leinwandweber zusammen. Diesem Zunftverband gehörten 21 Weberorte an. Zwischen 1578 und 1628 schloss sich auch die Pregartner Zunft der Leinwandweber dem Landesverband an. In der Pregartner Zunft durften je Betrieb höchstens drei Webstühle betrieben werden. Erst ab 1769 waren beliebig viele Stühle erlaubt und 1773 fiel auch die Beschränkung in der Beschäftigung von Hilfskräften. Im Zunftbuch von 1796 scheinen in Pregarten 85 Weber auf.

Auf den Webstühlen wurden die verschiedensten Sorten Leinwand, Gradl, Zwilch und Barchent hergestellt. Auch Garn und Zwirn wurde gesponnen. Das fertig hergerichtete „Haar“ bzw. die fertig gewobene Ware wurde danach zum „Blaicher“ gebracht. Die Weberware hatte noch farbige Restsubstanzen aus der Faserfertigung. Um den „reinen“ Eindruck zu erreichen, wurden Wäschestücke an den Flusswiesen (Rasenbleiche) ausgelegt. Die „Blaichwiese“ von Pregarten lag oberhalb der Hammerschmiede im Feldaisttal. Die Gewebe wurden im Wechsel mit saurer Milch und dem Extrakt von Holzasche (Pottasche) benetzt. Die unter dem Einfluss von Licht und Luftsauerstoff gebildeten Peroxide verursachten den Bleicheffekt. Die Behandlung bis zum gewünschten Weißgrad konnte mitunter Wochen dauern.

Als Händler der Fertigware nennt der Chronist Lorenz Hirsch die Familien Rittmannsberger und Strasser. Webereiprodukte aus Pregarten gelangten nicht nur zum Linzer Bartholomäusmarkt, sondern auch nach Wien und Südtirol.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Webstuhl zunehmend automatisiert und schließlich im Zuge der Industrierevolution durch die Webmaschine ersetzt. Der erste elektrische Antrieb für einen mechanischen Webstuhl wurde 1879 von Werner von Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts ging die Handweberei mehr und mehr zurück — als rentabel erwies sich nur mehr der Handel, der Erzeuger selbst arbeitete um einen Hungerlohn. Nachdem es in Pregarten um 1850 nur mehr 12 Markmeister und ungefähr genau so viele Gäumeister gab, wurde keine Zunftversammlung mehr abgehalten. Die traditionsreiche Innung wurde in Pregarten um 1860 aufgelöst. Das Ende eines früher sehr verbreiteten Handwerks brachte viele Weber um ihre Existenz.

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